Als wenn es ein QE für Aktien gäbe

 

Was wir aus dem heutigen Handelstag lernen können [Artikel frei zugänglich]
Bevor der Eindruck entsteht, heute hätte sich jemand an Aktienshorts die Finger verbrannt - mit nichten!

Wir beschäftigen uns hier mit Valuta und nicht mit hübsch zurecht bilanziertem Junk-Schrott,
dessen Metamorphose von einer realwirtschaftlichen Finanzierungsquelle und seriösen Langfrist-Investitionsmöglichkeit hin zu einem aufgeblähtem Ponzi-Schema für tollwütige Lemminge schon lange hinter uns liegt.


Oh ja, wir können eine Menge aus dem heutigen Tag lernen. Selten offenbart das Universum der Finanzwelt sein Mysterium in so eindrucksvoller Klarheit. Doch im Gegensatz zur vollendeten Schönheit der Schöpfung begegnet einem hier nur die groteske Fratze eines kafkaesken Surealismus. Eine verschrobene Parallelwelt in dem der Taugenichts sich selbst zur Gottheit ausrufen kann und von seines Gleichen dafür auch noch beklatscht wird.

Ja es bedarf solcher Tage, die gleich einer stürmischen Umsegelung des Kap der guten Hoffnung sind, an denen sich beweist, wer wirklich Kapitän zur See ist und wer lieber mit seinem Gummiboot auf dem Knappensee verbleiben sollte.

Der 3. Dezember 2015. Mario Draghi schockiert sie alle. Alle? Nein nicht alle! Eine kleine unerschrockene Hörerschaft mit 2 um die Ecke blubberenden Quatschköpfen konnte schon im Vorfeld bis in die kleinste Ritze darlegen, wieso und warum dieser Donnerstag so verlaufen wird, wie er es tat. 

Das mediale Geschrei der ahnungslosen Schmierfinken und das wilde umher orakeln der Analysten da draußen, das nach der EZB einsetzte, hält ja bis zur Stunde noch an.

Keine Begründung zu konfus, keine Analyse zu stumpfsinnig, um sie nicht sofort mit Schaum vor dem Maul unter die Massen zu pressen. Über "Draghi flutet die Märkte, die Anleger sind enttäuscht " bis "Nie wieder Zinsen für Sparer" und "Draghi bereitet den Zinsschritt der FED vor" ist jeder nur erdenkliche geistige Katarrh vorhanden. Leider nur nicht das, was offensichtlich und richtig ist.

Gerade letztere Annahme, also das Draghi hier die Lager gewechselt hat und mit einmal Janet Yellen Spielraum und Möglichkeit zur Anhebung der Zinsen verschafft, ist mittlerweile bei ernstzunehmenden Analysten vom Tisch und auch bei der Masse der Parkett-Zombies. Und genau hier liegt die Begründung, warum heute die Indizes zu ihren Vor-EZB Werten zurückgeklettert sind, allerdings auch nicht darüber hinaus.

Maximalüberschuldete Unternehmen die ohne Rohstoffverbrauch bei schrumpfender Belegschaft, fehlenden Innovationen, rückständigen Produktionsstandards, weniger Verkauf zwecks mangelnder Nachfrage von imaginären Renditetop zu Renditetop jagen, sind schon lange die goldenen Kälber des Portfolio-Heinis.

Und diese Aktien-Kasperl haben heute endlich begriffen, das Draghi sämtliche Rate-Hike Träume der FED torpediert hat und wetten jetzt auf ein kommendes QE4. Und genau das erklärt dann auch alle heutigen Kursverläufe in Rohstoffen, Metallen und Devisen.

Donnerstag lieferte Draghi, was er versprochen hatte und noch mehr; nur etwas anders. Die einsetzende Flucht aus dem US Raum damit zu begründen, das Mario Draghi die erhoffte "Flutung" liefert und deshalb enttäuschte, kann man nur dann ernst nehmen, wenn die biologische Denkeinheit im Marmeladenglas vor einem steht.

Die angebliche Enttäuschung setzte übrigens noch vor dem Statement von Mario ein und noch bevor die Financial Times mit ihrer denkwürdigen Schlagzeile um die Ecke kam. Was mal wieder beweist, auch im Finanzmarktuniversum sind einige Einheiten gleicher als gleich. Und vielleicht erlaubt sich ja mal jemand den Spass und stösst eine Untersuchung bei der Financial Times bzgl. Kursmanipulation und/oder Insiderhandel an.

US Indizes runter, US Anleihen runter, Non-US Forex rauf. Das war der Donnerstag. Freitag hinegegn steigen die US Indizes wieder. Aber! Aber! Aber! Ohne das die Devisen diesen Rebound mitspielen. Obendrein geht der Anti-Dollar um 50$ rauf, auch die anderen Edelmetalle mit beeindruckendster Tagesperformance. Und der USDx bleibt im Schatten seiner selbst, ebenso die US Anleihen. Maximal bei den 10 Jährigen ist ein Hauch von Rest-Zucken zu erkennen.

Da haben US Adressen aber ganze Arbeit geleistet! Doch warum? Weil sie es konnten, weil sie es mussten? Weil sie die Zinsanstiegsfantasie begraben haben und jetzt auf ein QE hoffen? Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf?

Wer weiß schon, was in den Gehirnwindungen des Shareholder-Value-Fantasten vor sich geht. US Bonds spielen diese QE4 Fantasie jedenfalls noch nicht mit, denn vor Frühjahr 2016 kommt es dazu unter Normalumständen eh nicht. Und wenn es kommt, ist es für Anleihen bestimmt, nicht für Aktien, aber erklär das mal einem Nasdaq-Fluffi.

Na bis das entschieden ist, haltet eure Shares da oben in luftigen Höhen bei abgedrehtem Liquiditätsstrom aus dem Euroländle nebst Fluchtbewegung. Ich wünsche gutes Gelingen. In diese offene Flanke würden mindestens noch 3 andere global Player zu gerne reinfeuern. Vielleicht titelt ja nächste Woche Zerohedge mit einem riesigen Godzilla, der ein Samurai-Schwert schwingt.

Ein entspanntes Wochenende.