VICE – Die Hardcore Kapitalisten vom linken Rand


 

Woher stammt das Geld von VICE?

Oder, wie die Meinung eingekauft wird, die du haben sollst!


Der erste Beitrag aus unserer neuen Kategorie: "Ich bin Journalist, aber..."
öffentlich und für Jedermann zugänglich

 

vice

Eine Story über Heuschrecken-Kapital-Rendite, Postenverteilung ans Weiße Haus und wie man sich durch selbst ins Knie ficken dennoch erfolgreich befruchtet. Man VICE halt wie es geht.

 


Wenn Geld spricht, dann schweigt die Wahrheit. Und VICE hat Geld, viel Geld, richtig viel Geld.

VICE ist längst kein im Hinterhof zusammen getackertes Punk-Magazin mehr, sondern ein 2.5 Mrd. Dollar schwerer und global agierender Medienkonzern. Mit der Gier nach mehr, viel mehr, richtig viel mehr!

Diese Metamorphose ist beachtlich, denn die angeschriebene Zielgruppe kann wohl nicht zur Speerspitze in Sachen Vermögensaufbau gezählt werden.

Geht man nach den Beiträgen des deutschen Ablegers in Berlin, so sieht der typische VICE-Leser Kapital eher als die Wurzel alles Bösen an. Sein Spektrum kennt nur 2 Farben: Bunt und Braun. Wurfgeschosse auf Demonstrationen gehen überhaupt nicht, außer man wirft mit der linken Hand. Und er benötigt 2 Ratgeber, um zu wissen, in welchem Festival-Schlamm es sich überhaupt gut ficken läßt.
[Wer jetzt an Onkel Heinrich mit seiner Schweinefarm denkt, ist selber schuld.]

Also in eine Brieftasche, die nicht mal einen 20iger fürs billigste Stundenhotel ausspuckt, greift auch VICE vergebens.

Haben wir etwas gegen VICE? Nein überhaupt nicht. Denn wir sind die letzten, die jemanden anprangern, der wenige Dollars in viele verwandeln kann. Wenn aber jemand mit Flutlichtanlagen links blinkt, um beim rechts Überholen nicht gesehen zu werden, dann schauen wir genauer hin.
Und da VICE mittlerweile auch hier zu Lande expansive Bestrebungen rein in die privaten TV-Anstalten an den Tag legt, sollte man sich diesem Wolf im verführerischen Schafspelz nicht blindlinks hingeben.

Sollst du wegen uns aufhören, dir den VICE-Trash ins Hirn zu spritzen – sicher nicht. Aber mach dir dabei bewußt, von welchem Kartell dein glorifiziertes Dope vertickt wird.

 

 

DER UNDERDOG

VICE zehrt auch heute noch vom Image des publizistischen Underdogs.
Garagen-Reporter die angetreten sind, die Medienwelt zu revolutionieren und von dem wenigen Leben, dass ihre aufopferungsvolle Arbeit abwirft. Doch dieses Bild ist schon in den Anfängen 1994 in Montreal reine Legende. Um das Blatt überhaupt an den Start bringen zu können, war man auf ein Sozialprogramm und kanadische Steuergelder angewiesen.

Vom Gründungsteam noch vorhanden sind Suroosh Alvi und das der Öffentlichkeit wohl bekanntere Front Face von VICE: Mr. Shane Smith.

 

Shane Smith im Time Warner Center - New York am 2. April 2013.  [Photo: Jemal Countess/Getty Images]

Shane Smith im Time Warner Center - New York am 2. April 2013. [Photo: Jemal Countess/Getty Images]

 

Weitere Personen, ohne deren Mitwirken VICE niemals existiert hätte, deren Anteil heute aber eher verschwiegen wird, sind: Mr. Gavin McInnes und Mr. Richard Szalwinski.

Gavin McInnes - wohl das eigentliche Kernstück dessen, was den einstigen Charme und Charakter von VICE gekennzeichnet hat.
Konservative Weltanschauung und die Weigerung gemeinschaftlich den Speichel der Sozialromantik aufzusaugen und wiederzukäuen, sind sehr wohl mit Jugend- und Subkultur in Einklang zu bringen. Gavin McInnes hat es vorgemacht. Aber als Viacom und MTV Network 2007 bei VICE einkehrten, wollte er sein „Kind“ verlassen, sollen.

Finanziell betrachtet wäre VICE vermutlich in der kanadischen Gosse geblieben, wenn es nicht Internet-Mogul Richard Szalwinski [Discreet Logic, Normal Network] gegeben hätte. Der Softwaremillionär stattete die Jungs 1998 mit 4 Mio. Dollar aus und entsandte sie nach New York, um VICE von einem reinen Magazin hin zu einer multimedialen Marke mit einträglicher E-Commerce Plattform zu wandeln.

Geld spielte in der Wachstumsphase der Dot.com – Bubble keine Rolle. Doch als der Traum platzte, stand VICE plötzlich mit 5 Mio. Dollar Schulden da. Was nun?

3 neue Köpfe bereichern VICE. Patrick Gavin [ehemals CFO bei Normal Network], Richard Bisson und Erik Lavoie. Zusammen baut man einen Anteilsscheine gegen Schulden Swap-Deal, der die 5. Mio Dollar Belastung von VICE tilgt. Soweit im nordamerikanischen Sektor kein ungewöhnlicher Vorgang. Bei einer Auflösung der Insolvenzmasse hätten die Gläubiger sich wahrscheinlich nur um eine versiffte Matratze und einen alten Aschenbecher streiten können.

Ungewöhnlich ist aber, daß danach die Bank of Nova Scotia eine neue Kreditlinie rein pumpt. Möglich wurde dies durch Zuspruch von Eriks Vater Mr. Patrick J. Lavoie [ehem. CEO Semeon.com]. VICE kann wieder seine Magazine drucken und Werbung schalten.

Rein Unternehmerisch betrachtet muß man heute vor Shane Smith und Suroosh Alvi den Hut ziehen. Immerhin wird ihr privates Vermögen auf jeweils 400 Mio. US Dollar geschätzt.

Sicherlich sind das nicht die Reste der kanadischen Regierungsgelder, aber seien wir ehrlich. Ein Vermögensaufbau von 400 Mio. US Dollar ist jetzt nicht gerade die Summe, die man sich landläufig unter der Formulierung „durch ehrliche Hände Arbeit geschaffen“ vorstellt. Und schon gar nicht durch eine vermeintlich journalistische Tätigkeit!

400 Mio. US Dollar – im Normalfall reine Utopie. Selbst Reporter-Legenden wie Carl Bernstein, Bob Woodward, Walter Cronekite, Seymour Hersh oder auch ein deutscher Peter Scholl-Latour kommen da nicht mal annähernd ran. Und diese Namen haben tatsächlich Berichterstattung von Wert und Weltrang vorzuweisen. Bei Smith hingegen sticht bisher eine Fahrt nach Nord Korea hervor – ja schau an, das Land gibt es wirklich. Und in der Wüste Waffen zu kaufen, um damit ein wenig rumzuballern – grandios.

Das soll keine Neiddebatte anstoßen, wirklich vom Herzen: Glückwunsch Mr. Smith und Mr. Alvi. Vielmehr soll deutlich werden, um den Erfolg von VICE zu verstehen, muß man das Feld des warmherzigen idealistischen „Ich will die Welt verbessern“-Journalismus verlassen und zum knallharten und kühl rechnenden Unternehmertum der Medienkonzerne wechseln.

Und dann sprechen wir auch bei VICE von:
Marktmonopol, Konsumentensteuerung, Vetternwirtschaft und Venture Capital.

Für den Salonsozialist, der mit dem Begriff Venture Capital nichts anfangen kann, in ganz einfachen Worten:
Das ist die böse Heuschrecke, die noch mehr Profit haben möchte.

 

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