VICE – Die Hardcore Kapitalisten vom linken Rand

1.Der Underdog | 2.Generation Y | 3.Das Geld hinter VICE
4.Das Netzwerk | 5.Obama und Shane Smith | 6.Her mit der Rendite

 


 

HER MIT DER RENDITE!

Doch wohin steuert VICE mit dem ganzen Geld, den Verbindungen und dem politischen Segen? Für Shane Smith scheint das Ziel klar:

“I want to be the next CNN and the next ESPN and the next MTV, digitally, and I know that sounds grandiose, but when we do our Google channels and our Chinese channels, we’re going to be one of the largest networks in the world.”

VICE das nächste CNN? Eines der größten medialen Netzwerke der Welt? So weit die bekundete Absicht. Relevanteres Ziel dürfte aber sein, das eingesammelte Investitionskapital von wohl mindestens einer Mrd. Dollar wieder einzufahren. Natürlich mit der dazugehörigen Rendite oben drauf.

Investor Tom Freston hat schon durchklingen lassen, welches Potential er bei VICE sieht. Mr. Freston ist ganz beeindruckt, das VICE innerhalb eines Jahres den Umsatz verdoppeln konnte. Und bei einer solchen Leistung begnügt sich ein Investor nicht mit einer Sparbuchrendite von 0.01 % per Anno. 20 – 35 % im Jahr ist die Regel, sonst bleibt ihre Brieftasche einfach geschlossen.

Doch woher wird der Bonus für die Investoren kommen? Bleiben 2 Möglichkeiten:

Erstens - der Journalismus im Stil von VICE verkauft sich prächtig und man nimmt mehr ein, als man für Produktion und Betriebsunterhalt ausgibt. Klingt langwierig, mühsam und riskant. Vor allem bei den Renditeerwartungen.

Zweitens - Man greift zum Zaubermittel: IPO.
Ist erprobt, funktioniert zu 99,9%. Geht schnell und hat noch mehr Performance. Ist auf den Punkt gebracht, aber nichts anderes als ein riesiges Pyramidenspiel. Und so funktionierts:

 

IPO – VICE will an die Börse.

Shane Smith fabuliert schon seit geraumer Zeit, daß ein Börsengang sprich IPO [Initial Public Offering] für VICE mehr Chance als Option ist.

“We would be stupid if we didn't see what the market will pay" - Shane Smith
[Wir wären bescheuert, wenn wir nicht sehen würden, was der Markt dafür zahlen wird.]

Gibt VICE dem Rest des Globus die Möglichkeit, Anteile an seinem Unternehmen zu erwerben und damit an dem geschäftlichen Gewinn der Marke VICE teilzuhaben, würde das wie folgt aussehen:

Der heute geschätzte Wert von VICE von 2.5 Mrd. US Dollar würde schätzungsweise auf 7 Mrd. Dollar hochschnellen. Über Gestaltung der insgesamt vorhandenen Anteilsscheine also Aktien mit dazugehörigem Ausgabepreis, einer Projektion zukünftig zu erwartender Tätigkeiten und Einnahmen und dem kalkulierten Kaufwillen des breiten Marktes, wäre dieser Wert im Handumdrehen erreicht.

Und warum sollte der Markt VICE-Aktien nicht kaufen wollen? Die Großen Namen der Branche sind schon längst eingestiegen. Medial wird das Unternehmen bestens präsentiert. Und von Fitch bekommt der Börsengang garantiert klein schlechtes Rating. Also: VICE kaufen, kaufen, kaufen, man muß da unbedingt mit rein. Vom zu gekoksten frankfurter Börsen Heini bis hin zur schwäbischen Hausfrau. Aktien von VICE – der Geheimtip schlecht hin.

Und was macht Rupert Murdoch, na er verkauft dir gern seine Anteilsscheine. Denn nur durch Verkauf, wird die Investmentposition geschlossen und der Gewinn realisiert. Alles andere ist Buchhalterei.

Er erwarb 2013 bescheidene 5% des Unternehmens. Damals noch zu einem kalkulierten Unternehmenswert von 1.4 Mrd. US Dollar. Hierfür mußte er also 70 Mio. auf den Tisch legen.
[Erklärung für die Generation-Y Jünger: 5% von 1.4 Mrd. = 70 Millionen.]

Wenn er diesen 5% Anteil bei einem Unternehmenswert von 7 Mrd. verkauft, erhält er satte 350 Millionen US Dollar.

Rupert Murdoch hätte also dann
70 Millionen Investitionskapital in 350 Millionen verwandelt.
Ergo 500% Rendite!

Und Josef Ackermann hat man schon mit dem Beelzebub gleichgesetzt, als er sich traute 20% in den Mund zu nehmen.

Allein von 2013 zu 2014 hat Rupert Murdochs Investment bereits einen Buchgewinn von 55. Mio. Dollar zu verzeichnen also 78,6% Rendite bezogen auf das Investitionskapital. Und dies nur durch den Einstieg anderer Investoren und die dadurch erfolgte höhere Unternehmensbewertung.

A&E Networks hingegen ist etwas später eingestiegen. Hat einen 10% Anteil bei einem geschätzten VICE-Wert von 2.5 Mrd. erworben = 250 Mio. US Dollar. Wird das Anteilspaket bei einem Börsenwert von 7 Mrd. veräußert, erhält A&E Network 700 Mio. US Dollar. Bezogen auf das Startkapital der Investition ist das immer noch eine Rendite von 280%.

Was lernen wir daraus?
Warum ein Rupert Murdoch ist, was er ist.

Und wer ist nicht der Gewinner?
Richtig, auf jeden Fall nicht du!

Und auch nicht die breite Masse der Hausfrauen, Zahnärzte, Portfoliomanager und Aktienzocker, die der Meinung sind, bei VICE handelt es sich um ein solides Papier. Denn die Rendite zahlt die Masse an die Investoren-Truppe und natürlich an Rupert Murdoch.

Und wem wird VICE egal sein?
Denen die mit ihrem Geld von Anfang an dabei sind. Haben sie ihre Rendite kassiert, stellt sich nur noch die Frage, kann ich mit VICE nochmal so ein Geschäft machen – ja oder nein? Und Rupert Murdoch ist schlimmstenfalls ein Konkurrent seines eigenen Medien-Netzwerkes abhanden gekommen. Wie tragisch.

Deine persönliche Weltanschauung oder dich aus ernsthafter Überzeugung über die Realität dieser Welt aufzuklären, hat in dem ganzen Konstrukt noch nie eine Rolle gespielt. Du warst ganz einfach Mittel zum Zweck. Angebaggert, benutzt und ausgespuckt wie eine 5 Dollar-Hure.

Aber es gab ja noch die andere Variante.
Mit dem VICE geprägten Journalismus die Welt verändern. Neue Maßstäbe setzen und ein Medium zu etablieren, welches langfristigen und wachsenden Zuspruch ernten wird. Welcher sich dann in barer Münze wiederspiegelt.

Den Journalismus a´ la VICE betrachten wir uns im kommenden zweiten Teil genauer.

Wie schafft man es eigentlich an schwerbewaffnete Killer-Rebellen aus dem Kongo ranzukommen? Mit Dealern durch die Gegend zu fahren? Wir schauen auf die Funktion eines VICE-Fixers. Und gehen der Frage nach, wie ein Propaganda-Offizier des Islamic State eigentlich zu einer Ray-Ban Sonnenbrille kommt.

Und sollte die VICE Redaktion in Berlin jetzt sagen: „Gott sei Dank, da sind wir hier aber noch gut weggekommen.“ Nein, nein, ihr wart noch gar nicht an der Reihe.

 

Weiterführende Informationen und Quellen:

Gavin McInnes und die Anfänge von VICE – Podcast mit Jesse Brown

Gavin McInnes – THE REBEL MEDIA

Richard Szalwinski und Discreet Logic

Patrick J. Lavoie

Tom Freston

Ariel Zev Emanuel

Sir Martin Sorrell

WPP

Raine Group

Wessen Sarin? Assad und die Giftgaslüge von Seymour Hersh

Seymour Hersh – Pulitzerpreisträger und Journalist seit 1959